Einen Strich durch die Rechnung machte das Wetter der Veranstaltung „Wo in Bauschheim Kraut und Rüben wachsen“. Doch hatten sich die rund 15 Teilnehmer der Radtour auf Bauschheimer Gemarkung gegen Regen gewappnet, sodass das heftige Gewitter relativ gelassen hingenommen wurde.

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An der „Kerschepump“, wie Horst Guthmann vom Verein „Für Bauschheim“ den Brunnen vor der evangelischen Kirche nannte, trafen sich die Teilnehmer bei strahlendem Sonnenschein und Ralf Keil von Kultur 123 merkte an, die Leute hätten es wahrscheinlich übel genommen, wenn die Veranstaltung abgesagt worden wäre und dann die Sonne geschienen hätte. Doch bereits in der Ferne waren Salven von Donnerschlägen zu hören und der Himmel verdunkelte sich zusehends. Da hieß es weniger reden und ordentlich in die Pedale treten, um vor dem Regen wegzufahren.


Am Keesgraben war der erste Halt und Guthmann, der unterstützt von Hobbyhistoriker Jürgen Hubbert die Tour anführte, berichtete, als Kind habe man erzählt bekommen, der Klapperstorch hole die Kinder aus dem Keesgraben.


Er diente der Be- und Entwässerung und darüber entstand so manch ein Streit, denn die Bauern wollten ihre Äcker nass, die Anwohner ihre Keller trocken haben.
Vieles was Guthmann berichtete, war seinen Zuhörern bereits bekannt, da alle selbst Bauschheimer waren und manch einen ergänzenden Hinweis abgeben konnten. Vom Keesgraben ging es weiter an die Gemarkungsgrenze von Bauschheim nach Ginsheim, wo derzeit ein Storch brütet, der auf den frisch gemähten Feldern nach Nahrhaftem suchte. Auf einem Feld standen, mehr als zwei Meter hoch, grüne Halme. Dieses Schilfgras, lateinisch Miscanthus, wird hier von zwei Landwirten angebaut. Getrocknet und gehäxelt dient es als Brennmaterial und wächst 20 Jahre lang nach.

Schützender Stopp im Sonnenhof
Ein heftiger Wind kam auf, sodass sich ein Zwischenstopp im Pferdestall des Sonnenhofs, einem Ausbildungshof für Reiter und Pferd, anbot. Inhaber Jörg Kurbel beantwortete Fragen und schmunzelte über die Radler, die in Windeseile ihre Regenkleidung übergeworfen hatten. Schließlich war ein Gewitter für den Veranstaltungstag angesagt gewesen und die Teilnehmer hatten sich gerüstet.


Mehr theoretisch und unter geschütztem Dach berichtete Guthmann von der „Beune“, einem viel geliebten Bächlein auf Bauschheimer Gemarkung. Es „Börnche“ war eine Kiesgrube, die ein Kiesbetrieb ausgebaggert hatte. Die Idee entstand: „Wir bauen Bauschheim zur Regatta aus“, doch daraus wurde dann nichts. Jedoch seien an der Kiesgrube immer viele „Nackte“ gesehen worden, deren Freizügigkeit die Bauschheimern kritisch beäugt hätten: Manch ein Bauer ist den „Nackten“ mit der Mistgabel hinterher gelaufen, da die Freigeister ihre Exkremente in den Feldern hinterließen.


In den Jahren 1959 bis 1960 kam es in Bauschheim zu einer Flurbereinigung, sodass aus Hunderten kleiner Felder mehrere große zusammengelegt wurden. Viele Bauern arbeiteten bei Opel oder MAN und behielten kleinere Felder, auf denen sie Spargel anbauten. In den 1890er Jahren kam das edle Gemüse nach Bauschheim. Doch das Primat des Spargelanbaus lag bei den Nauheimern, war zu erfahren.


Die Maschinenhalle des 1968 gegründeten „Beregnungs- und Bodenverbandes“ bot weiteren Schutz vor dem Regen. Ortslandwirt Werner Stahl berichtete, dass der Verband sich gründete, um gemeinsam Maschinen für die Feldbestellung anzuschaffen. 1972 wurde der erste Mähdrescher gekauft. Momentan gehören noch neun hauptberufliche Landwirte dem Verband an. Auch Landwirte aus Ginsheim, Trebur und Bischofsheim schlossen sich an. Der Verband verwaltet die Wasserrechte und kann in Eigenregie Brunnen bohren.


Obst und Gemüse, das auf der Bauschheimer Gemarkung angebaut wird, landet auf örtlichen Märkten im Direktverkauf. Durch die Selbstvermarktung hatten Bauschheimer Landwirte stets Bargeld. Die stark verkürzte Radtour führte die nassen Radler schließlich nach rund anderthalb Stunden ins Vereinsheim des Natur- und Vogelschutzvereins, wo bei einem Glas noch über vielerlei geredet und berichtet wurde. Wer halbwegs trocken nach Hause wollte, konnte sein Rad im Transporter von Werner Stahl transportieren lassen.