Zum dritten Mal zeigte der Verein "Für Bauschheim e.V."; im Bürgerhaus Fotos - dieses Mal aus der Geschichte des Stadtteils zum Thema "Gewerbe in Bauschheim".Mit der geschichtsbezogenen Nachbildung des Dorfbrunnens als Spendensammelbox überraschte Vorsitzender Wolfgang Jung das Publikum.
"Für Bauschheim e.V." zeigt Bilder aus dem Geschäftsleben des Stadtteils im Bürgerhaus - Anekdoten von früher
Mit der geschichtsbezogenen Nachbildung des Dorfbrunnens als Spendensammelbox überraschte Vorsitzender Wolfgang Jung das Publikum. Die Schau auf der Großbildwand zeigte fast fünfzig Fotos mit Bezug auf Bauschheimer Gewerbebetriebe. "Doch das sind noch lange nicht alle, denn von vielen Betrieben haben wir noch keine Fotos erhalten, weshalb eine Fortsetzung folgen wird", sagte Jung.
Fotos erbeten
Der Verein will die Veranstaltung fortsetzen und erbittet dazu weitere Fotos. Informationen gibt es im Internet auf www.fuerbauschheim.de und beim Vorsitzenden Wolfgang Jung.
Das erste Bild vom Zuckerwaren-Ständchen Philipp Wolf von der Kerb im Jahr 1937 regte mehrere Besucher aus dem Publikum zu Erlebnissschilderungen an.
Auf der Bühne saßen zudem mit Liesel Kröcker, Marie Kowallik, Else Schneider und Inge Schulz vier Zeitzeugen, die die Moderation von Horst Gutmann fachkundig ergänzten.
Bilder von Metzgereien (Zimmermann, Ophoff und in der Krone), Bäckereien (Sipp und Kraft), Lebensmittelläden (Schwarz, Schneider, Metzler, Konsum und Rewe-Ackermann), Obst-und-Gemüse-Kästner, und Getränkeläden (Steinbrecher, Stolz) zeigten, dass es sich in Bauschheim schon immer gut leben ließ.
Alte Fotos zeigten das Milchgeschäft Hübel und die Milchannahmestelle bei Familie Laun. Dort wurde die wertvolle Flüssigkeit gesammelt und mit dem Pferdekarren zur Bahn nach Bischofsheim gefahren. Mit dem Zug ging der Weg weiter nach Groß-Gerau, wo die Milch weiterverarbeitet wurde. Da kam manchem Teilnehmer wieder der gute Geschmack der frischen Butter in den Mund, andere Frauen erinnerten sich an das Milchbuch, in dem die Liefermengen und der Fettgehalt notiert waren. Am Monatsende kam der Lohn als Milchgeld in den Haushalt.
Maurer, Baufirmen, Schreiner, Ausstatter und Malergeschäfte stellten einen wichtigen Gewerbezweig dar, wie Fotos von Baustoff-Schadenberg, die Baugeschäfte Kurt Laun, Adam Fischer und Ekkehard Kahl, AWR-Albert-Schwimmbäderbau, Schreinerei Strauß-Seibert, Malergeschäft Maximilian Moritz, Baudekoration Gerner und Raumausstatter Dippel zeigten. Mit dem Aufkommen der Großmärkte sind solche Firmen ebenso verschwunden wie die meisten Lebensmittelanbieter.
Eine sehr große Rolle spielten in der Gemeinde die Landwirtschaft und die damit verbundenen Geschäfte, darunter drei für Landmaschinen wie die von Philipp Gütlich, die 1920 gegründete Raiffeisen Waren Genossenschaft und die Gärtnerei Friedrich. Für die Motoren wurde das Texaco-Benzin bei Philipp Gütlich oder an der Tankstelle Liebs getankt.
Schuster Friedrich und das Schuhhaus Völker sorgten für das Wohlbefinden der Füße, um die Pferdehufe kümmerte sich der Schmied. Die Schmiede stand zuerst neben dem heutigen "Gasthaus zur Schmiede". Später wurden dort Herde, Öfen und Haushaltswaren angeboten. Haushaltswaren und Geschenke verkaufte Familie Gütlich, während das Geschäft der Familie Hück sich mehr auf Antikes verlegt hatte.
Im "S' Lädchen" gab es Zeitschriften, Bürosachen und die Postfiliale, vorwiegend Schreibwaren fand man im Geschäft Seidenschwanz. Das Wolllädchen lieferte das Handarbeitsmaterial, und Gaby's Puppenstudio kümmerte sich um die geheimen Lieblinge jeder Familie. Eine besondere Entwicklung erlebte die Firma Stolz, die mit einem Würstchenstand begann und heute einer der führenden Gastronomen der Umgebung ist. Bei so viel Geschäftstätigkeit am Ort durften die Banken nicht fehlen, Volksbank und Sparkasse haben noch heute ihre Geschäftsstellen in Bauschheim.
Manche Betriebe sind eher ungewöhnlich oder werden in Bauschheim nicht vermutet, so das frühere Kino beim Schneider Gretchen. Es gab sogar ein Busunternehmen, eine Wäscherei und einen Friseur. Eine wichtige soziale Funktion ging mit den traditionellen Geschäften verloren, denn deren Inhaber waren oft auch Seelentröster ihrer Kunden, ,,was heute höchstens noch in der Raiffeisen passiert", scherzte ein Besucher.